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Alexanderplatz

Deutschland ist ein Puzzle der Lebenswelten. Die einen kämpfen für ein Grundgehalt. Die anderen kämpfen gegen Langeweile. Flüchtlinge frieren auf dem Pariser Platz. Zwei Ecken weiter wird der Design-Award bei Sekt und Kaviar verliehen. Irgendwo hält ein BMW-Jeep vor dem Biomarkt und lädt ein. Die Aktien fallen. Die Mieten steigen. Bochum macht dicht. Die Zukunft ist offen. Spanische Arbeiterinnen verpacken Weihnachten bei Amazon. In der Kita fällt der Putz von der Wand. Hunderttausende überqueren täglich den Alexanderplatz. Es passieren sich die Wütenden und die Gleichgültigen. Hoffnung geht an Verzweiflung vorüber. Angst reibt sich an Zufriedenheit. Deutschland ist ein Puzzle. Niemand kennt die Randsteine.

Dieser Mann trägt eine Mütze mit den Farben eines zerrissenen Landes. Er ist Künstler. An der südlichen Öffnung des Alexanderplatzes malte er am 27. September 2014 ein Bild aus Kreide auf den Beton. Wenn der nächste Regen es in die Rinnsteine waschen wird, dann wird es wieder fort sein. So wie er selbst.

Ich bin ein Künstler